Am heutigen Montag haben sich nachstehend unterzeichnete Herren im Wohnraum des Sangesbruders Karl-Hermann Storr eingefunden. 

Nach dem ausdrücklichen Willen der Unterzeichneten wird der Beschluss zur Gründung einer männlichen Chorgemeinschaft  zur Pflege des Heimat- und Volksliedes gefasst. 

Die Idee entstammt vorangegangener fröhlicher Zusammenkünfte der Genannten im Gasthaus "Im Kittche" in Traben-Trarbach. 

Mit Bezug auf das Vereinslokal am Standort des ehemaligen Gefängnisses Traben-Trarbach erfolgt die Namensgebung auf

Gefangenenchor 1976 Traben-Trarbach.

Traben-Trarbach, den 17. 2. 1976

 

Die Gründungsmitglieder:

Hans-Josef Kahlhofen+    Horst Trapp

Heinrich Kappel    Karl-Hermann Storr+

Norbert Lucas+    Matthias Pölcher+

Peter Schepp

 

 

Begonnen hat damals alles in einem Fotolabor. Offiziell. Inoffiziell eigentlich schon viel früher: nämlich an der Theke im Gasthaus „Im Kittche“. Da haben wir so manche Stund, gesessen da in froher Rund und taten singen, die Lieder klingen... allerdings nicht im Eichengrund, wie es das Volkslied „Kein schöner Land“ sagt, sondern eben an besagter Theke.

Einige standhafte Männer waren es, die dort ihre Kehlen nicht nur ölten, sondern ab und zu stimmfest erklingen ließen. Da war die Idee zu einem Chor recht schnell geboren.

Zur ersten Probe am 17. Februar 1976 verabredete man sich in das damalige Fotolabor der „Mosella-Drogerie“ Storr auf dem Trarbacher Marktplatz. Die Geburtsstunde eines neuen Männergesangvereins in Traben-Trarbach hatte geschlagen.

In Anbetracht des Vereinslokals, das von einem ehemaligen Gefängnis in eine gemütliche Kneipe umgewandelt worden war, nannte sich die Sängervereinigung „Gefangenenchor 1976 Traben-Trarbach“.

Im gleichen Jahr präsentierte sich die Sängerschar beim Rosenmontagszug der Öffentlichkeit. Auf der Ladefläche eines Lkw, eingekerkert in bunt geschmückten Stahlmatten, ging es durch die Straßen Traben-Trarbachs an einem schaulustigen Publikum vorbei. Beim närrischen Zugausklang im Weinhaus Casino ließen die Sänger das „Heile, heile Gänsje...“ erklingen. Solist Matthias Pölcher stand hierbei seinem singenden Dachdeckerkollegen Ernst Neger aus Mainz in nichts nach und wusste die närrischen Massen zu begeistern. Die meisten Anwesenden glaubten damals, diese Chorgemeinschaft sei wohl nur eine karnevalistische „Eintagsfliege“. Doch sie sollten sich sehr irren.

Radio Luxemburg kam mit „RTL – 12 Uhr mittags“ im gleichen Jahr nach Traben-Trarbach. Auch hier wirkte der Chor mit und ließ das Trinklied „Im Krug zum grünen Kranze“, begleitet von Gernot Krips am Akkordeon, über den Äther gehen. Frank Elstner moderierte seinerzeit diese Sendung.  Im Anschluss lud der Chor das gesamte RTL-Team zu einem gemütlichen Umtrunk ins Kittchen ein. Jetzt waren auch die letzten Zweifler vom Fortbestand dieses Chores überzeugt.

Und wie man sieht: diesmal hatten sie recht! Auf 25 Jahre Chortätigkeit kann der Gefangenenchor im Jahr 2001 zurückblicken. In dieser Zeit ist er zu einem weithin bekannten Kulturträger der Stadt geworden. Nicht zuletzt ist dies ein Verdienst aller Sänger, die dem Chor teilweise von Anbeginn an die Treue hielten und wohl sicher auch noch lange halten werden. Es sei ihnen an dieser Stelle ein herzliches Wort des Dankes gesagt.

Vorsitzender von 1976 bis 1978 war Peter Schepp, ab 1979 übernahm Berthold Aatz das Ruder, und seit 1985 liegen die Geschicke des Chores in den bewährten Händen von Otto Zender.

Viel hat der Chor in der Zeit seines Bestehens erlebt, wie man es in der Kurzchronik in dieser Festschrift nachlesen kann. Große Höhepunkte waren wohl hierbei die Auftritte bei Rundfunk und Fernsehen als auch ein großes gemeinsames Konzert mit dem Gesangverein Monzelfeld, dem Frauenchor Veldenz, dem Kammerorchester Saar und namhaften Solisten vor nunmehr zehn Jahren. Es kamen Ausschnitte aus Mozarts „Zauberflöte“ und das Romberg-Oratorium „Das Lied von der Glocke“ (Friedrich Schiller) zur Aufführung.

Nicht zu vergessen sind die vielen Stiftungsfeste, die der Chor anfangs im Weinhaus Casino, später im Braunebergsaal und zuletzt in Co-Produktion mit dem Musikverein Traben-Trarbach in der Aula des Schulzentrums veranstaltete. Sie waren für die Zuhörer immer wieder ein besonderes Erlebnis.

Auch für das edelste Gewächs der Mosel, den Wein, brach der Chor stets eine Lanze, sei es durch seine Auftritte bei den zahlreichen Moselweinfesten, den Abenden an der Mosel oder die gesanglichen Mitwirkungen bei Weinproben und Jungweinproben.

Manche Chorfahrten wurden unternommen, die bei allen Mitreisenden wohl stets in angenehmer Erinnerung bleiben werden. Tief beeindruckend waren beispielsweise Lieddarbietungen im Schöneberger Rathaus Berlin, im ehrwürdigen Dom zu Erfurt oder bei Thüringens Ministerpräsident Dr. Bernhard Vogel, der sich über den musikalischen Moselgruß ganz besonders freute. Auch die Auslandsreisen nach Budapest und ins Elsass hatten ihren ganz besonderen Reiz, wobei im Elsass besonders die gesangliche Mitgestaltung eines Gottesdienstes in Guebwiller bei allen Gottesdienstbesuchern großen Anklang fand.

Bei vielen Jubelfesten jeglicher Vereine von nah und fern war und ist der Gefangenenchor stets ein gern gesehener Gast.

Längst sind die Sommerfeste des Chores zu einer beliebten Tradition geworden, freuen sich die Bewohner des Ida-Becker-Hauses als auch die Patienten des Traben-Trarbacher Krankenhauses über den steten gesanglichen Besuch in der Vorweihnachtszeit.

„In Freud und Leid zum Lied bereit“, dieses Motto hat sich auch der Gefangenenchor auf die Fahne geschrieben und hat mittlerweile bei vielen Feierstunden zum Volkstrauertag in den Stadtteilen Traben, Trarbach oder Kautenbach gesanglich mitgewirkt.

Teilten sich im Gründungsjahr Gernot Krips und Heinrich Kappel noch die Leitung des Chores, so war ab 1977 Heinrich Kappel der alleinige „musikalische Chef“ des Vereins. 1981 beendete er ein Chorleiterseminar des Sängerbundes Rheinland-Pfalz mit der Note „Sehr gut“. Zwischenzeitlich hat er viele Chorsätze zu Volksliedern und auch eigene Lieder für den Gefangenenchor geschrieben, wobei sein Mundartlied „Eich senn en Trawe-Trobacha“, das 1983 bei einer Kappensitzung des Karnevalvereins Traben-Trarbach uraufgeführt wurde, längst zu einem gerne gehörten Ohrwurm geworden ist.

Mögen sie noch lange klingen, die alten, aber auch die neuen Lieder. Möge der Gefangenenchor 1976 Traben-Trarbach sich noch viele Jahre lang in die Herzen der Zuhörer hineinsingen und vielen Menschen Freude bringen.